Alpenüberquerung
Sonntag, 06.08.2017
Spontan hatte ich gestern Nachmittag noch den letzten freien Platz im FlixBus von Bozen in die Heimat gebucht. Dann sprang in mir ein Dieselmotor an. Tapfer und unbeirrt wanderte ich wie eine Maschine der Etsch entlang nach Meran, das ich am frühen Abend erreichte. Im Zug nach Bozen sitzend merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Und das sollte das dritte große Problem an diesem Tag werden. Die Bozener Bahnhofsgegend, in der ich nun bis 2 Uhr nachts auf meinen Bus warten muss, gefällt mir garnicht. Seltsame Gestalten lungern hier herum. Ich sehne mich zurück in die Einsamkeit der Berge. Doch ich muss wach bleiben. Um die Abfahrt meines Busses nicht zu verschlafen und um nicht im Schlaf ausgeraubt zu werden. Die Minuten werden zu Stunden. Die ganze Woche über hatte ich Traumwetter. Jetzt tobt über der Südtiroler Landeshauptstadt ein Gewitter und kündigt damit eine Kaltfront an. Es wird tagelang regnen. Ich bin todmüde. 54 km wanderte ich in den letzten 20 Stunden sagt mein GPS-Tracklog. Aus dem Tisenbachtal bis nach Meran.
Dann endlich ist der Bus da. Die Fahrt holt mich endgültig aus der Parallelwelt, in der ich in der letzten Woche leben durfte und bringt mich in die Realität zurück. Die Distanz zum wahren Alltag empfand ich als so groß, als hätte ich mich in einem anderen Universum befunden. Mein Walkabout ist vollendet. Was nun kommt, ist der Abspann. Kaum sitze ich auf meinem Platz, dem letzten freien im Flixbus, der aus Ancona kam, übermannt mich die Müdigkeit und Erschöpfung endgültig. Das Ortschild von Bozen passiere ich bereits tief schlafend. Trotz der Enge stören mich die Mitreisenden nicht. Ich fühle mich selbst im vollbesetzten Bus noch so allein und befreit wie während meiner nun abgeschlossenen Wanderunternehmung.
Euer Andy!
#meran #bozen #flixbus
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