Wanderstock schnitzen, Bergstock
Der Winter 2021/22 verabschiedet sich mit einer Folge heftiger Stürme. Dieses Wochenende herrscht definitiv kein Wanderwetter. Zu groß ist die Gefahr von umherfliegenden Gegenständen, abgebrochenen Ästen oder umstürzenden Bäumen erschlagen zu werden. Schon heute (19.02.2022) ist die Zahl der Sturmtoten in Europa zweistellig. Und der aktuelle Orkan "Zeynep" ist noch nicht durch.
Ich nutze die Zwangspause, um mir für die Wandersaison 2022 einen neuen Wanderstock zu schnitzen. Einen zu kaufen kommt für mich nicht in Frage. Ich will mir meinen Wanderbegleiter mit eigenen Händen erschaffen. Ehrensache! Als Werkzeug dafür dient einzig und allein mein Schweizer Taschenmesser.
In einer einigermaßen windstillen Phase des Doppelsturmtiefs besorge ich mir aus einem Wiesenhain am Ortsrand einen Haselnussstecken. Man könnte Wanderstöcke auch aus anderen Hölzern herstellen. Haselnuss trumpft jedoch mit sehr gerade wachsenden Stangen.
Die Länge ist Geschmackssache. Mir erscheint ein guter Kompromiss einen Wanderstock zu haben, der mir bis gut an die Schulter reicht. "Man sollte sein Kinn darauf legen können", hat mir ein Viehhirte auf einer Alm einmal erklärt. Der Durchmesser liegt bei 3 - 3,5 cm.
Mit der Säge meines Victorinox "ernte" ich die Stange. Die weitere Arbeit findet zuhause statt.
Die Hauptarbeit liegt nun darin, den Stecken von seiner Rinde zu befreien. Dabei stelle ich fest, dass das Holz schon begonnen hat Wasser zu ziehen. Ich bin also keinen Tag zu früh beim "Ernten" gewesen. Am besten schlägt man Holz in der winterlichen Wachstumsruhezeit der Pflanzen, dann ist es am trockensten.
Es gibt Wanderer, die bevorzugen es, die Rinde am Stecken zu belassen. Das ist Geschmackssache. Da ich meinen Wanderstock beim Bergabsteigen jedoch sehr aktiv einsetze, will heißen ihn viel durch die Handflächen gleiten zu lassen, ist mir ein "handschmeichelndes" Holz lieber, als eine rauhe Rinde.
Der geschälte Stock wird anschließend an seinem oberen Ende, das ist übrigens das dicke Ende, gerundet, um Verletzungen vorzubeugen. Das untere Ende formatiere ich nur grob. Es wird lediglich etwas angespitzt. Die genaue Anpassung an den Metall-Dorn erfolgt nach dem vollständigen Austrocknen des Holzes.
Genug der Schnitzarbeit für heute. Zeit für ein paar abschließende Aussagen zum Wanderstock. Dieser wird in allen Kulturen bereits seit ältesten Zeiten benutzt. Ein Stock ist deshalb wohl auch mit das älteste Werkzeug der Menschheit.
Im modernen Berg-/Wandersport haben sich heute 2 ultraleichte Stöcke (Walkingstöcke) in der Verwendung durchgesetzt. Sie aktivieren beim Wandern auch die obere Körperhälfte und bieten ein Mehr an Stabilität. Das ist v. a. für Wanderer notwendig, die nicht so trittsicher sind. Besonders bergab entlasten die Wanderstöcke zudem die Kniegelenke.
Die Einstocktechnik stammt aus den Alpen, daher auch der Name "Alpenstange" oder "Bergstock". Mit der richtigen Technik wird der Stock zum dritten Bein im schwierigen Gelände. Nur wenn's noch härter kommt wird er durch einen Eispickel ersetzt, der übrigens nicht nur in Schnee und Eis hervorragende Dienste leistet! Als "(Berg-)Führerpickel" dient er auch zum Schlagen von Trittstufen im steilen Gelände.
Bis der Stock durchgetrocknet ist ist Zeit genug, sich eine geeignete Stockspitze zu besorgen. Das große Internetversandhaus hat verschiedene Modelle im Angebot. Meinen Ansprüchen genügt ein verchromtes Standardmodell zu kleinem Preis. Für handgeschmiedete Spezialmodelle kann man gerne auch mehr Geld ausgeben.
Im demnächst folgenden Blogartikel geht es dann um die Montage der Spitze an den Stock.
Bis dahin grüßt,
Euer Andy.
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