Donnerstag, 18. Februar 2021

Vorverkauf läuft!

Fernwandern

Ab sofort ist die Vorbestellung meines neuen Buches "Glücksformel Wandern - Wie Schritt für Schritt gute Gefühle entstehen" möglich.

Vorbestellung 


 

Ich wünsche viele Glücksgefühle bei der Lektüre!

Euer Andy

#gluecksformelwandern #wandern #glueck #fernwandern #e5 #alpenüberquerung

Dienstag, 16. Februar 2021

10-jähriges Autorenjubiläum

www.kaiser-geotrekking.de 

Seit 10 Jahren schreibe ich nun Bücher. Inzwischen sind es 23! Nummer 24 erscheint im März. Die Freude am Schreiben wächst von Buch zu Buch.


Euer Andy!

#andreaspkaiser #maktrek #werdenfels

Samstag, 13. Februar 2021

Frühlingswandern auf Malta und Gozo

Malta Gozo Mittelmeer

Malta sowie seine kleinere Nachbarinsel Gozo bieten sich immer für eine Reise an. Neben viel Kultur erfreuen die Inseln im Frühjahr mit Grün in allen Schattierungen und bunten Blumen, was des Wanderers Herz höher schlägen lässt.

 

Die Erlebnisse unseres Besuchs auf den Inseln an Fasching 2016 habe ich in dem Buch Malta Hybrid "Die Highlights in einer Woche - Der persönliche Reiseführer" geschildert.



Ich wünsche eine gute Unterhaltung beim Lesen und viel Freude beim Nachreisen!

Euer Andy!

#malta #gozo

Dienstag, 9. Februar 2021

Alpenüberquerung 9/9 06.08.2017

Alpenüberquerung

Sonntag, 06.08.2017

 

Spontan hatte ich gestern Nachmittag noch den letzten freien Platz im FlixBus von Bozen in die Heimat gebucht. Dann sprang in mir ein Dieselmotor an. Tapfer und unbeirrt wanderte ich wie eine Maschine der Etsch entlang nach Meran, das ich am frühen Abend erreichte. Im Zug nach Bozen sitzend merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Und das sollte das dritte große Problem an diesem Tag werden. Die Bozener Bahnhofsgegend, in der ich nun bis 2 Uhr nachts auf meinen Bus warten muss, gefällt mir garnicht. Seltsame Gestalten lungern hier herum. Ich sehne mich zurück in die Einsamkeit der Berge. Doch ich muss wach bleiben. Um die Abfahrt meines Busses nicht zu verschlafen und um nicht im Schlaf ausgeraubt zu werden. Die Minuten werden zu Stunden. Die ganze Woche über hatte ich Traumwetter. Jetzt tobt über der Südtiroler Landeshauptstadt ein Gewitter und kündigt damit eine Kaltfront an. Es wird tagelang regnen. Ich bin todmüde. 54 km wanderte ich in den letzten 20 Stunden sagt mein GPS-Tracklog. Aus dem Tisenbachtal bis nach Meran.

Dann endlich ist der Bus da. Die Fahrt holt mich endgültig aus der Parallelwelt, in der ich in der letzten Woche leben durfte und bringt mich in die Realität zurück. Die Distanz zum wahren Alltag empfand ich als so groß, als hätte ich mich in einem anderen Universum befunden. Mein Walkabout ist vollendet. Was nun kommt, ist der Abspann. Kaum sitze ich auf meinem Platz, dem letzten freien im Flixbus, der aus Ancona kam, übermannt mich die Müdigkeit und Erschöpfung endgültig. Das Ortschild von Bozen passiere ich bereits tief schlafend. Trotz der Enge stören mich die Mitreisenden nicht. Ich fühle mich selbst im vollbesetzten Bus noch so allein und befreit wie während meiner nun abgeschlossenen Wanderunternehmung.

 

 
 
Mein Schlaf ist traumlos. Doch tief in mir durchflutet mich Stolz. Stolz, aus eigener Kraft etwas Großes geleistet zu haben. Und die Erkenntnis reift, dass eine immens intensive Zeit, die meinem bisherigen Leben eine neue Richtung gab, nun definitiv und unvermeidlich zu Ende geht. Als ich am frühen Sonntagmorgen in meinem Heimatort Garmisch-Partenkirchen aus dem Bus steige, bin ich alleine auf den Straßen. Kein Mensch ist an diesem Wochentag und zu dieser frühen Stunde freiwillig auf den Beinen. Wenige Zehnermeter vor meiner Haustüre treffe ich auf die Stelle, an der ich vor acht Tagen zu meiner Alpenüberquerung aufbrach und in eine Seitenstraße einbog. Der Kreis schließt sich an dieser Stelle. "Ein unwichtiger Schritt für die Menschheit, aber ein bedeutsamer für mich..." schießt mir das auf meine Situation abgewandelte Neil Armstrong-Zitat durch den Kopf. Mit dem ersten Schritt vor acht Tagen entließ ich den alten Andreas Kaiser in die Vergangenheit, als neuer Andreas Kaiser kehre ich nun zurück. Bevor ich den Schlüssel in das Haustürschloss stecke, drehe ich mich noch einmal um. Ich blicke sehnsüchtig hinauf zum markanten Gipfel der Alpspitze. Irgendwo dahinter verläuft der Weg nach Meran... Dann begrüßt mich das metallische Klicken des sich drehenden Schließzylinders zurück in der Realität.

Euer Andy!

#meran #bozen #flixbus

Alpenüberquerung 8/9 05.08.2017

Alpenüberquerung

Samstag, 05.08.2017

Auf der Similaun-Hütte war mir zu viel Trubel gewesen, weshalb ich gestern gegen meinen ursprünglichen Plan von der Ötzifundstelle noch hinab ins Tisenbachtal wanderte. Ich zelte in der Nähe der Reste eines merkwürdigen Baus: einem schneckenförmigen Labyrinth aus Steinen. Angeblich soll das kleine Gebäude prähistorisch sein. Sein Sinn und Zweck sowie seine Nutzung sind unbekannt. Ein Schaftstall? Ein heiliger Ort?

Sobald es hell wird breche ich auf. In dem Naturpark möchte ich von keinem Ranger campend angetroffen werden. Das würde zweifellos teuer werden. Die Italiener sind für horrende Geldstrafen bekannt.


Im kleinen Ort "Unser Frau" ergänze ich meine Lebensmittelreserven im DeSpar-Tante-Emma-Minisupermarkt. Mich giert nach Zucker. Zwei würzige Vinschgerl und ein kleines Glas Marmelade später fühle ich mich gestärkt für die Tagesetappe durch's Schnalstal hinab in das Vinschgau. Doch es wird Probleme geben.

Seit dem Tisenjoch bin ich nun auf italienischem Boden. Die aus Tirol gewohnte, tadellose Wegbeschriftung mit vorbildlichen Schildern ist Schnee von gestern. Mehrmals muss ich mein GPS zu rate ziehen, um den richtigen Weg zu finden. Es kann doch nicht so schwer sein aus diesem verflixten Tal hinaus zu kommen. Doch. Schon ist das Vinschgau in greifbarer Nähe, verschließt das Schnalstal mir den Weiterweg. Der Wanderweg vor mir ist gesperrt. Respekteinflößende, amtliche Verordnungen in Deutsch und Italienisch sagen unmissverständlich "Halt!". Die ganze Talflanke scheint in Bewegung und der Weg ist weggerissen. Ausweichen oder umgehen nicht möglich. Auf der Fahrstraße komme ich auch nicht weiter. Der lange Straßentunnel darf von Fußgängern nicht betreten werden. Jetzt ist guter Rat teuer. So oder so muss ich einen Gesetzesbruch begehen. Dann lieber im Gelände. Da fühle ich mich wohler als in der Zivilisation. Im Tunnel würde mich eine Videokamera schnell enttarnen, im Gelände komme ich wohl ungesehen davon.

Leider muss ich feststellen, dass die strengen Worte der amtlichen Wegsperrung nicht übertrieben waren. Nur sehr mickrige Steigspuren zeigen, dass sich schon andere Menschen vor mir hier durchgewagt hatten. Steile, in sich labile Schuttreißen fordern meine Konzentration. Diese paar hundert Meter mausern sich zum gefährlichsten Abschnitt meiner gesamten Alpenüberquerung! Dank meiner Trittsicherheit komme ich durch, nur um dem nächsten Problem Platz zu machen. Durst. Mein 2 Liter-Wasservorrat ist längst leergetrunken, die Sonne knüppelt die Temperatur auf über 30°C, ein Bach aus dem ich mit dem SteriPEN Wasser aufbereiten könnte, will einfach nicht kommen. Unterhalb Reinhold Messners Burg Juval lindert der von einem Baum herabgefallene Apfel meinen Durst. Er ist keine makellose Frucht, doch das ist mir egal. Nach dem Wildcampen und dem Missachten eines Betretungsverbots möchte ich jetzt nicht noch zum Apfeldieb werden, so bleiben die saftigen, einwandfreien Früchte am Baum.

Mehr in Trance als bei Bewusstsein erreiche ich die Talflur des Vischgaus. In den Sanitärräumen einer Raststation fülle ich endlich meine Trinkwasserreserven auf und trinke nebenbei mindestens zwei Liter des köstlichen Nass. In Naturns, inzwischen ist es mittlerer Nachmittag, lasse ich mich müde auf einer Bank am Ufer der Etsch nieder. Wie weit möchte ich heute noch laufen? Anders als für die meisten E5-Wanderer soll meine Alpenüberquerung nicht am Tisenhof im Schnalstal enden, an dem ich heute Früh vorbeigekommen war, sondern in Meran. Bis dort hin will ich aus eigener Kraft kommen. Kann ich in dem dichtbebauten Tal irgendwo zelten oder nehme ich mir ein Zimmer?

Nach dem Höhepunkt meiner Unternehmung bei der Ötzifunstelle, der Südtiroler Hochsommerhitze und dem schwierigen Weg aus dem Schnalstal heraus ins Vinschgau keimt in mir Heimweh auf. Der Blick auf die FlixBus-App zeigt, dass heute Nacht um 0200 Uhr ein Bus von Bozen nach Innsbruck und ein anderer von dort weiter nach Garmisch-Partenkirchen fahren würde. Ich wäre um 7 Uhr morgens daheim. Genau ein Platz ist noch frei. Sollte dies ein Zeichen sein?

Gut 30 Kilometer stecken mir heute schon in den Knochen, weitere 20 wären es noch bis Meran. Von dort aus könnte ich den Zug nach Bozen nehmen. Das Überprüfen des Sachverhalts auf meiner Bahn-App zeigt, dass im Prinzip stündlich bis weit in die Nacht hinein entsprechende Züge verkehren würden. Sollte meine Alpenüberquerung heute noch ihren Endpunkt und ihre Vollendung finden?

Euer Andy!

#vernagt #schnalstal #juval #reinholdmessner #vinschgau #naturns #meran

Alpenüberquerung 7/9 04.08.2017

Alpenüberquerung

Freitag, 04.08.2017


Die Zeiger meiner Armbanduhr stehen auf 11 Uhr 28. Es ist der 4. August 2017, ein Freitag. Ich erreiche in diesem Moment den höchsten Punkt und gleichzeitig den Höhepunkt meiner Alpenüberquerung – meiner ersten Fernwanderung überhaupt. Mein Standort: 3.210 Meter über dem Meeresspiegel auf dem Tisenjoch an der Grenze zwischen Tirol in Österreich und Südtirol in Italien. Am 19.09.1991 wurde hier der mumifizierte Leichnam von "Ötzi" einem schmelzenden Gletscher entrissen. Drei unscheinbare, dunkelrote Farbtupfer markieren den Fundort in einer Felsengasse.

 

Ich bin müde und erschöpft. Die Nacht war so kalt, dass ich kaum schlafen konnte. Im eiskalten Gletscherbach neben meinem Lagerplatz war nur Katzenwäsche möglich. Jetzt dagegen bin ich überhitzt und verschwitzt. Schweiß brennt in meinen Augen. Meine Beine sind zittrig und schwer. Ich habe das Gefühl, meine Schuhsohlen seien aus Blei. Meine Schultern sind vom tagelangen Tragen des schweren 40-Liter-Rucksacks verspannt und schmerzen höllisch. Mein Puls rast, mein Körper ringt mit der dünnen Höhenluft. Ich habe Hunger, fühle mich jedoch zu kaputt zum Essen.

Mein Mund ist trocken, meine Lippen aufgerissen. Ich hatte in den vergangenen Stunden zu wenig getrunken. Seit dem Morgen habe ich nur ein Ziel: die Fundstelle von Ötzi zu erreichen. Doch trotz aller körperlichen Kalamitäten ist meine Unternehmungslust ungebrochen. Der Himmel ist von einem makellosen Blau und die Sonne erwärmt die vegetationslose Hochgebirgslandschaft auf angenehme 20°C. Ich spüre die prickelnde Magie, die diesen besonderen Ort beseelt. Ich lege eine Pause ein und lehne mich dabei an einen von Glimmerpartikeln schimmernden Felsen. Ich feiere mit ein paar Schluck aus der gestern eigens für diesen Zweck gekauften Flasche Rotwein und kaue einen Streifen Beef Jerky. Schnell kehren meine Kräfte zurück. Rundherum Stille. Keine Menschenseele außer mir. Nur die markante, aus einem Firn- und Eispanzer herausragende Felspyramide des Similaun im Südosten leistet mir Gesellschaft. Mein hellgrüner Rucksack ist der einzige Farbklecks in dieser wunderschönen und zugleich lebensfeindlichen Urlandschaft. Nein, da gibt es noch einen: das Türkis des Vernagt-Stausees tief unter mir im Schnalstal.

 

Euer Andy!

#ötzi #tisenjoch #similaun #vernagt #schnalstal


Montag, 8. Februar 2021

Angst in der Nacht - Sicherheitsfragen

Alpenüberquerung

Donnerstag, 03.08.2017


Es ist mitten in der Nacht. Ein Geräusch, das in meinem bald 50 Jahre alten Hirn-Speicher nicht angelegt ist, schreckt mich aus der Tiefschlafphase hoch. Ein Bär!

Ich bin irgendwo im Niedertal zwischen dem Bergsteigerdorf Vent und der Martin Busch Hütte und schlafe in meinem Zelt.

Ich habe nachts, draußen in der Wildnis der Alpen, eigentlich keine Angst vor irgendeinem Getier. Ich stehe doch als Mensch an der Spitze der Nahrungspyramide!

Auch keine Angst vor Bären. Ein anständiger Bär hat mehr Angst vor mir als umgekehrt, sagt man. Wer ist "man"? Jedenfalls ist da draußen vor meinem Zelt etwas Großes am Werk. Und das "Ding" ist verdammt nah. Ein Bär, der meinen Vorrat an Beef Jerky aus meinem Rucksack riecht. Und haben will. Sch...

Angriff ist die beste Verteidigung, das ist meine Devise. Also aus der Penntüte (Schlafsack...) schlüpfen und den schrecklichen Hulk rauslassen. Mit wildem Grölen das Untier verscheuchen! Denkste. Als wäre ich als Protagonist in einem Comic gefangen. Ich lache über mich selber, weil sich irgendwas an meinem Schlafsackreißverschluss verhakt hat, und ich ihn nicht öffnen kann. Nicht einmal die Arme bekomme ich raus! In dieser absolut akuten Notlage bin ich bis zum Hals gefesselt in meinem Schlafsack! Ich kann's nicht glauben. Und draußen macht sich "das Große" unmissverständlich bemerkbar. Irrtum ausgeschlossen. Und ich... eine gefangene Schlafsack-Mumie!

Zipp! Ich bin frei. Das Irgendwas, das meinen Schlafsack-Reißverschluss verklemmt hatte, ist auf einmal nicht mehr da. Ich bin frei. Ich pelle mich aus der Nachthülle. Jetzt noch die Zeltapsis aufmachen und dann todesmutig dem Feind die Stirn bieten! Aber sowas von! Ich bin bereit zum Gegenangriff!

Doch Comic-Kapitel 2 schlägt zu. Jetzt klemmt der Reißverschluss des Zeltes. Lange Grashalme hindern das Vorankommen des kleinen Zippers, der die Apsis öffnen würde. Zum zweiten Mal in dieser Nacht bin ich gefangen. Gut, dass mich keiner sieht. Das grenzt nicht an Comedy, das ist Comedy! Und ich bin mittendrin! Das Wortspiel vom "falschen Film" bekommt eine völlig neue Bedeutung.

Dann endlich bin ich befreit, schlage die Seitenwand meines Zeltes über dessen First zurück und blicke hinaus in die glasklare, kalte Bergnacht. Licht an! Anders als die diversen Reißverschlüsse springt meine Stirnlampe sofort an und taucht das Nachtschwarz vor meinem Zelt in einen hellen Lichtkegel, den 300 Lumen meiner Petzl Tikka sei Dank. Da steht der Bär und blickt geblendet in meine Hochleistungsstirnlampe. Der Bär ist ein friedlicher Haflinger...

Hast Du Dir schon einmal Gedanken über Deine Sicherheit beim Übernachten unter freiem Himmel gemacht? Ich halte mich an diese Vorgehensweise:

1. Suche Dir einen Übernachtungsplatz, an dem Dich niemand findet. Du nächtigst also "versteckt", nicht irgendwo auf dem Präsentierteller.

2. Vor Tieren habe ich eigentliche keine Angst, Bären ausgenommen. Schlimm sind jedoch (wilde) Hunde in Ländern des südlichen Europas. Ich bin leider schon mehrmals gebissen worden, ohne zu wissen irgendwas falsch gemacht zu haben. Deshalb bewaffne ich mich gegen Hunde. Ich setze dabei auf Pfeffer. Wo legal, mit einer Schreckschusswaffe. Den "Kleinen Waffenschein" habe ich (Den Großen übrigens auch in Form meiner WBK. Ich bin Jagdscheininhaber.) Pfeffermunition ist CS-Munition (Tränengas) vorzuziehen. Pfeffer ist thermisch (gegen Kälte) unempfindlich und wirkt ohne Verzögerung mannstoppend. Das bringt niemanden um und ist der große Vorteil von Schreckschussmunition. 9 mm Parabellum (Luger) dagegen wären undiskutierbar tödlich für jedes Objekt vor der Laufmündung. Ein weiteres großes Plus der Selbstverteidigungsmethode mittels Schreckschusswaffe sehe ich auch im "Knalleffekt". Ob ich das angreifende Tier mit der Pfefferwolke treffe oder nicht - egal. Der Knall wird es sicher in die Flucht schlagen.

Nebenbei bemerkt, was gegen böse Tiere wirkt, das wirkt auch gegen böse Menschen, Notwehrsituation vorausgesetzt.

Zusätzlich zur "Knarre", ich arbeite mit einer türkischen Zoraki M 906, das meiner Meinung nach qualitativ Hochwertigste in Sachen Schreckschusswaffe, das es auf dem deutschen Markt momentan zu kaufen gibt, führe ich einen "Trichter" und sechs Schuss Leuchtmunition mit. Sechs Schuss deshalb, weil die Magazinkapazität der Zoraki M 906 sechs Schuss sind. Der Trichter wird in den Lauf geschraubt und dient dort als Aufnahme für "Feuerwerksmunition". Damit kann ich im Notfall auf mich aufmerksam machen.

3. Wenn Dir Menschen des nächtens outdoor Böses wollen hast Du schlechte Karten. Ersten schläfst Du und wirst wohl im Schlaf überrumpelt und andererseits ist Dein Angreifer genauso schlau wie Du und nicht wie ein Tier durch einen simplen Schreckschuss abzuwimmeln. Um so mehr greift mein Tipp #1! Wenn Du "unsichtbar" bist, wird Dir niemand ans Leder wollen. Ans Leder will Dir sowieso niemand, bei Angriffen musst Du mit Eigentumsdelikten rechnen, nicht mit Mord und Totschlag. Hoffe ich... Die beste Möglichkeit sich gegen Diebstahl zu sichern ist nichts Wertvolles dabei zu haben. Deinen Bargeldvorrat hast Du gesplittet: Das Geld für alltägliche Ausgaben (50 -100€) in einem kleinen, schnell greifbaren Geldbeutel, eine Bargeldreserve gut versteckt und wasserdicht eingetütet in den unzugänglichen Tiefen Deines Rucksacks und eine dritte Bargeldration irgendwo im Nirgendwo Deines Rucksacks oder in einer Tasche Deiner Kleidung.

4. In Ländern, wo meine Schreckschusswaffe illegal wäre, halte ich mich an Pfefferspray. Auch hier gebe ich dem Pfefferwirkstoff (Capsaicin) dem Tränengas (CS-Gas) den Vorzug. Die Reichweite reduziert sich im Vergleich zur Schreckschusswaffe von 4 auf 2 Meter, einen Knalleffekt gibt es nicht. Nachteile - sicher, aber immer noch besser als einem Angreifer "nackt" gegenüber zu stehen.

5. Es gibt auch Reiseländer, in denen nicht nur Schreckschusswaffen, sondern auch Pfefferspray zur Selbstverteidigung gegen Tiere verboten ist. Portugal ist so ein Land. Nachdem meine Frau und ich schon mehrmals daheim in Deutschland von Hunden gebissen worden sind, folgten wir sehr aufmerksam dem Rat einer Fernwander-Kollegin, die uns gesagt hatte, "Nehmt unbedingt einen Stock nach Portugal mit, um euch gegen freilaufende Hunde zu verteidigen!" Sie sollte Recht behalten. Dem Köter auf einem abgelegenen Bauernhof im Nirgendwo der Rota Vicentina im Südwesten Portugals war nur durch den beherzten Einsatz meines Wanderstocks beizukommen. Das unangeleinte Tier war bellend aus dem Anwesen gestürmt und störte sich an der Tatsache, dass Michaela und ich auf der Straße davor vorbei wanderten. Trotz aller Tierliebe hilft hier nur ein satter Schlag mit dem Stock auf die 12 des Viechs! Ansonsten zahlst Du drauf. Die mechanische Bissverletzung ist dabei wohl das geringere Übel. Viel schlimmer sind die Auswirkungen des Bakteriencocktails, der mit dem Tierbiss in Deinen Körper gelangt. Glaube mir, ich weiß wovon ich spreche. Ein auf den ersten Blick harmloser Katzenbiss in den Finger ließ die Ärzte im Unfallklinikum Murnau seinerzeit an Amputation des Fingers denken...

Keine Sorge! Dieser Post ist kein Aufruf zur Selbstbewaffnung! Und sowieso politisch völlig unmotiviert! Er deckt lediglich das Thema "Selbstsicherheit" auf Wanderschaft ab. Dass auf dem "Camino" (Jakobsweg) alles geklaut wird, was nicht niet- und nagelfest ist, das ist inzwischen bekannt. Einst unter dem Deckmantel der "Gemeinschaft der Pilger" als sicher anzusehende Unterkünfte werden leider immer mehr genau das Gegenteil davon, nämlich das El Dorado für Taschendiebe - im besten Fall. Solche Halunken werden immer mehr und immer dreister. Sei darauf vorbereitet! Rosarot wird es nicht geben, wo Schwarz und Grau ihre Hand darauf legen. Sei in erster Linie wachsam! Damit lässt sich das meiste Übel abwenden bzw. von Grund auf vermeiden. Wenn Du im Fall eines Überfalls meinst stark sein zu können, dann tu' dies ohne Vorbehalt. Unter dem Schirm der Notwehr ist Dir alles erlaubt, um Dich und Dein Hab und Gut zu schützen. Nur zieh' Deine Aktion dann 100%ig durch. Wenn Du Dich entscheidest in den Gegenangriff zu gehen, dann bitte ohne Kompromisse! Fasse Dir ein Herz und zeige Deinem Gegenüber mit allen gebotenen Mitteln, dass Du mit dessen Vorhaben nicht einverstanden bist. Du darfst Dich wehren!

Frauen haben's da schwerer. Erstens sind sie von der Biologie her Männern gegenüber kräftemäßig unterlegen und sind auf Wanderschaft nicht nur Wertsachenträgerinnen, sondern auch Sexobjekte. Mädels! Wenn's drauf ankommt, wehrt euch mit allem was ihr habt. Oftmals wurden Schlechtmenschen bereits im Ansatz durch beherzte Gegenwehr von ihrem Vorhaben abgebracht. Ein Schuss aus der Schreckschusspistole ist  die erste Maßnahme, ein Tritt in die Erbfolge des Angreifers die zweite, und dann lauft, was das Zeug hält! Die beste Möglichkeit einem Angriff aus dem Weg zu gehen ist die, sich ihm zu entziehen.

Möge das alles, was ich in diesem Blog schrieb, niemals Wirklichkeit für euch werden. Andreas P. Kaiser - reisender Mensch, 51 Jahre alt, meine Angriffsliste:

- 1 bewaffneter Raubüberfall (1973 Neapel, Italien), Oma mit Messer am Hals als Geißel.

- 1 Einbruch in meinen Camping-Van (1995 Pisa, Italien), Kamera von Reisekameraden gestohlen. Dreiecks-Seitenfenster kaputt, VW-Bully blutverschmiert. Der Einbrecher hatte sich beim Zerschlagen der Autoscheibe selbst verletzt.

- 1 aggressiver Steinewerfer (Kind) in Tunesien (1998)

- 1 Eigentumsdelikt (Diebstahl) in Tunesien (1998)

- 3 Angriffe durch Jugendliche und Kinder in Marokko (1999) innerhalb einer Woche - u. a. Windschutzscheibe durch Steinewerfer eingeschlagen.

- 1 Betrüger-Abzocke (50 €) im Hafen Genua (2010)

... seit 2010 bin ich deutlich wachsamer und auch bewaffnet. Folge: Kein weiterer Angriff mehr.

8 Angriffe in wenigen Jahren! Es gibt scheinbar jede Menge böser Menschen.

Zeigt denen, wo's lang geht!

Stay tuned, Euer Andy!

#Sicherheit #Überleben #Waffe #Zoraki #9mm #Pfefferspray #Hund #Stock

Alpenüberquerung 6/9 03.08.2017

Alpenüberquerung

Donnerstag, 03.08.2017





Nach dem Tiefpunkt der unruhigen Nacht auf der Braunschweiger Hütte erreiche ich mit dem Pitztaler Jöchel (2.996 m NHN) am jungen Morgen einen der - mehr als geographischen - Höhepunkte meiner Alpenüberquerung. Der hochalpine Übergang vom Pitztal in das Skigebiet "Sölden" war mir seit Tagen schwer im Magen gelegen. "Luftig" und "ausgesetzt", diese Adjektive prägten die Beschreibungen der Wegstrecke, wie ich bei der Tourenplanung feststellte. Und genau da muss ich mit meiner Höhenangst hin... In solchen Momenten zweifle ich an der Sinnhaftigkeit meines Walkabouts. Die Steinböcke am Karleskopf teilen meine Sorgen nicht und blicken neugierig und etwas arrogant auf mich Zweibeiner herab. Doch schneller als gedacht ist die Schlüsselstelle durchstiegen. Ohren anlegen und durch, war meine Devise gewesen. Jetzt, am Joch zurückblickend auf die  Braunschweiger Hütte, ist es mir weitgehend unerklärlich, wie ich mich im Vorfeld so stressen lassen konnte. Warum ließ ich dies zu? Anstatt erst einmal abzuwarten und dann zu sehen, was da auf mich zukommt, malte ich mir im Geiste die unmöglichsten Katastrophenszenarien aus. Selbstgemachter Horror! Jetzt, durchflutet von Glückhormonen, steige ich zum Söldener Skigebiet ab. Mich stört dabei weder der Steinschlag, der wenige Meter hinter mir abgeht, dem Auftauen des Permafrost in der kräftigen Morgensonne geschuldet, noch die hässliche Infrastruktur des Skizirkus unter mir.
Per Großraumtaxi durchquere ich mit ein paar E5-Wanderinnen den Rosi-Mittermaier-Tunnel. Den 1.729 dunklen Untertage-Metern möchte ich mich nicht als Fußgänger aussetzen. Die 3 €, die der Taxifahrer pro Person einfordert, sind mehr als fair. Angelehnt an den Fährmann über den Styx hätte ich ihm auch eine kleine Silbermünze gezahlt, so dankbar bin ich für seine unaufdringliche und für mich doch so wichtige Dienstleistung.

Unterhalb des Tiefenbachferners steige ich in den Venter-Panoramaweg ein. Der Name ist Programm. Rundherum nichts als hochalpine Berglandschaft. Beflügelt von der Bezwingung des gefürchteten Pitztaler Jöchels schwebe ich hinab in das Bergsteigerdorf Vent, wo ich in einem kleinen Geschäft, das von Bergschuhen über Zeitungen bis hin zu Lebensmitteln alles verkauft, was man zum Leben braucht, eine Flasche Rotwein erstehe. Sie ist gedacht, morgen an der Fundstelle der Gletschermumie "Ötzi", geköpft zu werden. Dem geographischen, historischen und psychischen Höhepunkt meines Walkabouts.

Nach Besichtigung der archäologischen Stätte "Hohler Stein" suche ich mir auf einer Wiese im Niedertal einen Übernachtungsplatz. Wieder einmal koche ich China-Nudeln und beeile mich mit dem "Abwasch", da das inzwischen schon zur Gewohnheit gewordene Abendgewitter bedrohlich über die Talleitspitze schwappt. Windböen begleiten mich in mein inzwischen sehr liebgewonnenes Zelt und schon fallen schwere Tropfen. Dann bricht das Gewitter in voller Stärke los. Ich genieße das Prasseln des Regens auf dem Zeltdach und falle, dem Schlafdefizit der vergangenen Nacht geschuldet, noch bei Tageslicht schnell in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst gegen 3 Uhr morgens hochschrecke, doch das ist eine andere Geschichte.

Euer Andy!

#karleskopf #pitztalerjöchel #sölden #rosimittermaiertunnel #tiefenbachferner #vent #hohlerstein #niedertal

Sonntag, 7. Februar 2021

Alpenüberquerung 5/9 02.08.2017

Alpenüberquerung

Mittwoch, 02.08.2017


Ich erinnere mich an eine der schlimmsten Nächte meines Lebens auf der Braunschweiger Hütte. Eigentlich hatte ich vor, im Freien in meinem Zelt zu campieren. Da dies offiziell nicht erlaubt ist, suchte ich nach einem »versteckten« Ort, um keinen Ärger zu provozieren. Doch in der gletscherumrahmten Hochgebirgswelt war ein solcher nicht zu finden. Also biss ich in den sauren Apfel und bat in der Hütte um Unterkunft. Bei der Frage des Hüttenwirts, ob ich denn reserviert hätte, blickte ich verschämt zu Boden auf meine Füße und verneinte.

Ich rechnete damit, irgendwo auf dem Boden oder einem Tisch im Gastraum schlafen zu müssen. Doch der Wirt konnte mir noch eine Matratze im Winterlager anbieten. Bis ich die Schlafstatt sah, war ich einigermaßen glücklich. Dann musste ich allerdings feststellen, dass hier drei Matratzen in eine Koje gepresst waren, die für zwei Leute passte, sich für drei aber als sehr »kuschelig« erweisen würde. Ich hoffte deshalb auf Bettnachbarn mit möglichst schmalen Schultern. Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Ich lag eingezwängt zwischen der Seitenwand links und einem wahren Berg von Mann rechts, der zwischen mir und seiner ebenfalls nicht gerade zierlich gebauten Frau rechts von sich lag. Auf dem Rücken liegend berührte jeder seinen Nebenmann/-frau an Schulter und Oberkörper. Unangenehm. Die Steigerung war, dass der Herr neben mir mit tiefem Bass zu schnarchen begann. Das Geräusch war nur das eine Übel. Schlimmer war, dass er dabei mit seinem ganzen Oberkörper vibrierte und diese Schwingungen direkt an mich weitergab. Ich brachte kein Auge zu. Die Hütte verließ ich schlaftrunken noch in der Dunkelheit gegen vier Uhr morgens.

Erkenntnis des Tages/der Nacht: Nachtschlaf wird überbewertet.

Euer Andy!

#braunschweigerhütte #pitztal #ötztal

Rund um's Trinkwasser en Tour

Trinkwasser Survival

Liebe Blog-Follower,

heute möchte ich ein paar Sätze über das Thema "Trinkwasser" ins Netz tippen. Sauberes Trinkwasser ist die Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben. Verunreinigtes Trinkwasser wirkt wie Gift. Auch tödlich. Wer's nicht glaubt möge sich bitte im Mittelalter umsehen oder eine Handvoll Nilwasser schlürfen...


 

Sauberes Trinkwasser zu finden ist eigentlich einfach. Überall in der EU solltest Du ungeniert "Leitungswasser" aus dem Hahn trinken können. Die Trinkwasserverordnung macht's möglich. Schwieriger wird es im Gelände, abseits der kommunalen Ver- und Entsorgungsdienstleitungen.

Berg(quell)wasser, ist nicht per se sauber! Ganz im Gegenteil. Die Alpen sind seit Jahrtausenden Wirtschaftsraum. In erster Linie landwirtschaftlicher Art. Wo es Tiere gibt, da gibt es auch deren Ausscheidungen. Scheinbar klares Bergquellwasser kann aus diesem Grund heftigst mit Cholibakterien verunreinigt sein. Das kann Dich im  Zweifelsfall umbringen. Also desinfizierst Du Dein Trinkasser. Es gibt dafür 4 Möglichkeiten.

1. Abkochen: Ich kenne jedoch niemanden, der das praktiziert. Dein Wasser müsste ca. 10 Minuten sprüdelnd kochen. Alleine der Gedanke an den dafür notwendigen Brennstoff macht diese Art der Wasseraufbereitung schwierig umsetzbar.

2. Chemie: Mit Tabletten wie Micropur machst Du optisch klares Wasser keimfrei. Nachteil: Die Silberionen in dem Präparat brauchen eine gewisse Einwirkzeit (ca. 30 Minuten) und schaden Deiner Darmflora genauso wie den lästigen Einzellern im Wasser. Allerdings kannst Du Dein Trinkwasser damit ein gutes halbes Jahr haltbar machen. Nichts, was ein Wanderer bräuchte.

3. Filtern. Ja, das funktioniert recht gut. Katadyn ist dabei der Marktführer. Gefiltert wird mittels eines Keramikelements. Das Wasseraufbereiten damit kann - je nach Verschmutzungsgrad des Wassers - arbeitsintensiv werden. Jedoch ist diese Methode die einzige, die selbsts aus Bääähhh-Wasser, Trinkwasser machen kann. Aber Vorsicht! Gegenüber Wasserreinigungmethode 1 und 2 filtert der Katady nur Einzeller (Bakterien) heraus. Viren schlupfen durch und bleiben quicklebendig.

4. Nicht "last but noch least", sondern "Das Beste zum Schluss". Ich schwöre auf den SteriPEN , der klares Wasser zu 99,99% von allen Inhalten befreit, die Dich krank machen könnten. Das dauert für 1 Liter Wasser gerade einmal 90 Sekunden. 4 AA Batterien machen diesen Prozess fast 100 mal mit. Wer diese Zeit und die etwa 50 € für die Hardware nicht aufbringen kann, der darf seine Strafzeit gerne auf einem Porzellanpokal im Badezimmer absitzen.

Euer Andy!

#trinkwasser #leitungswasser #wasser #steripen #katadyn #micropur

Alpenüberquerung 4/9 01.08.2017

Alpenüberquerung

Dienstag, 01.08.2017




Ich werde von einem unbekannten Geräusch geweckt. Schlaftrunken taumle ich ins Bewusstsein. Irgendjemand oder irgendetwas rüttelt und schüttelt an meinem Zelt. Groß muss "Es" sein, das mich derart vom Tiefschlaf in Alarmbereitschaft katapultiert. Und ungewöhnlich warm kommt mir der frühe Morgen vor. Gestern Abend, mit dem einsetzenden Gewitter und der Müdigkeit, hatte ich gefröstelt und den Reißverschluss meines Schlafsacks bis oben auf Anschlag zugezogen. Jetzt aber will ich aus thermischen Gründen möglichst schnell raus aus meiner "Penntüte". Als ich die Apsis meines Zeltes öffne bläst der Föhnsturm mit voller Wucht in meine Behausung und bläht sie bedrohlich auf. Doch die zarten lightweight-Heringe meines Zeltes tun ihren Job. Zum wiederholten Mal nach dem Regen gestern und heute Nacht, sowie dem starken Föhnsturm jetzt bin ich von meinem Leichtzelt "Trek Santiago" für nicht einmal 65 € schwer beeindruckt.

Nichts hält mich mehr in meinem Nachtlager. Nach der der Wassertemperatur geschuldeter Katzenwäsche im Brendlsee steige ich zum Tajatörl auf. Ein Rudel Gämsen ist mein freundlicher Weggefährte und schaut etwas arrogant spöttisch auf  mich, den in ihren Augen Möchtegern-Bergsteiger. Am Scheitelpunkt des Tajatörls  (2.259 m NHN) nehme ich die bedrohlich wirkende, weil extrem steil und brüchig aussehende Grünkarscharte erst mit dem Fernglas, dann auf Schusters Rappen in Angriff, wofür ich allerdings erst gut 100 Höhenmeter absteigen muss. Der Blick hinunter zum Drachensee und der Coburger Hütte ist grandios. An dieser Stelle verlasse ich das mir bekannte Terrain.

Mein Körper funktioniert mechanisch. Trittsicher schraube ich mich durch das Schotterfeld der Grünkarscharte nach oben. Mal auf deutlich sichtbarem Steig, dann mehr oder weniger weglos. Der komplette Hang scheint unter meinen Füßen in Bewegung zu sein. Kein Ort, an dem man längere Zeit verweilen möchte. An möglichen Steinschlag von den bedrohlich nahen Felszacken links und rechts der Grünkarscharte zwinge ich mich nicht zu denken. Mein Puls beschleunigt meine Schritte. Ich überhole zwei ältere Damen. Die ersten Menschen an diesem jungen Tag. Wenn die "Omas" das packen, dann ich erst recht, sporne ich mich an und erreiche kurz darauf ohne nennenswerte Schwierigkeiten das Joch (2.263 m NHN). Keine 2 Minuten später kommt die erste der beiden Omas ebenfalls an. Verdammt ist die Alte fit! Ich hasse sie dafür genauso wie den Mountainbike-Jogger von gestern und beginne den langen Abstieg in die "Hölle". Name ist Programm. Ein kaltes Gösser-Radler auf dem Lehnbachhaus ist meine Motivation durchzuhalten.

Nach Gösser-Radler und einem anregenden Gespräch mit dem Hüttenwirt dehnt sich der Wandertag in die Unendlichkeit. Die Sonne prügelt gnadenlos vom Himmel. Ich durchlaufe das Gurgltal zwischen Nassereith und Imst mehr in Trance als bewusst. Keine Faser an meinem Körper ist noch trocken. Ich nage während des Gehens an Beef-Jerky, dem Eiweiß-Energiespender, den ich daheim mit meiner Frau als Fernwanderproviant selsbt hergestellt hatte. Ständiger Durst quält mich. Mehrmals entkeime ich mit meinem SteriPEN Wasser aus dem Gurglbach. Ich trinke viel und bin trotzdem am Verdursten. In einer Tankstelle in Tarrenz kaufe ich mir zwei Dosen Red Bull aus dem Kühlschrank. Die erste Dose "verdunstet" noch in der Tankstelle, die zweite begleitet mich einige wenige Meter auf meinem Weitertweg nach Imst. Ich suche nach einer Herberge für die Nacht. Abgesehen davon, dass wieder heftige Abendgewitter angesagt sind brauche ich dringend eine Dusche und - genauso wichtig - warmes Wasser um meine verstaubten und verschwitzten Wanderklamotten endlich auszuwaschen. Auf meinem scharzen T-Shirt kann ich an den Salzrändern den Verlauf der letzten drei Wandertage ablesen. Auf Wanderschaft relativieren sich die Hygieneansprüche in erschreckender Geschwindigkeit!

In einer Pension bei "Oma und Opa" werde ich freundlich und etwas bemitleidend aufgenommen, sie wollen nicht glauben, dass ich nicht einmal ein Fahrrad dabei hätte. Ich falle nach einer ausgiebigen Dusche und dem Waschen meiner Wanderklamotten schnell in einen traumlosen Schlaf. Der alte Röhrenfernseher in meinem Gästezimmer bleibt unangeschaltet. Die Welt um mich herum ist mir sch...egal!

Euer Andy!

#tajatörl # grünkarscharte #hölle #lehnberghaus #nassereith #gurgltal #imst

Alpenüberquerung 3/9 31.07.2017

Alpenüberquerung

Montag, 31.07.2017

Ich blicke auf eine überraschend erholsame Nacht zurück. Weder das stundenlange Gewitter noch die Glocken und Schellen der gefühlt hundert Schafe um mich herum störten mich in meiner Nachtruhe. Ich stehe mit der Sonne auf und ärgere mich im steilen Anstieg zur Knorrhütte hinauf über mich selber, dass ich mich über einen jungen Kerl ärgere, der im Dauerlauftempo, sein Mountainbike geschultert, mich überholt und alsbald aus meinem Blickfeld verschwindet. "Ist das für den hier nicht steil?", hadere ich und wasche mir an der mikrig tröpfelnden Quelle "Veitelsbrünnl" salzigen Schweiß aus den Augen. Warum lass' ich mich von dem Vorzeigeathleten so runter ziehen?

Das gestern herbeigefürchtete Gatterl erweist sich als weitestgehend unschwierig. Ich könnte mich eigentlich freuen und entspannen, doch die Farbe des Horizonts im Westen gefällt mir garnicht. Das sieht nach schwerem Gewitter aus. Aus diesem Grund finde ich bei der Einkehr in der malerischen Hochfeldern Alm weder innere Ruhe noch Entspannung und schultere nach einem kühlen Bier - welch' Wohlgenuss bei den hochsommerlichen Temperaturen - meinen Rucksack. Irgendwie ist der schwerer als gestern, obwohl doch schon ein paar Lebensmittel weniger drin sind?!?

Der immer dunkler werdende Himmel beschleunigt meine Schritte, flugs ist mein Zelt im wildromatischen Brendlkar aufgestellt. Für das angedachte reinigende und erfrischende Bad im Brendlsee bin ich angesichts der Wassertemperatur jedoch zu feig. Als ich mit aufgefüllten Wasserflaschen vom See zu meinem Zelt zurück komme bricht das Unwetter los. Ich koche wie auch gestern Abend China-Nudeln und falle alsbald in einen tiefen Schlaf ohne groß an die Hürde "Grünsteinscharte" des kommenden Tages zu denken. Neuland für mich. Spätestens jetzt beginnt das Abenteuer!

Euer Andy!

#veitelsbrünnl #gatterl #hochfeldernalm #brendlkar #brendlsee

Alpenüberquerung 2/9 30.07.2017

Alpenüberquerung

Sonntag, 30.07.2017



Am Ende meines ersten Wandertages steht mein tannengrünes Zelt im hintersten Reintal versteckt zwischen Latschen. Ich möchte kein Aufsehen erregen. Schließlich ist "Wildes Campieren" in den Alpen eigentlich verboten. Doch mit der überfüllten Reintalanger- oder Knorrhütte als Nächtigungsalternative möchte ich mich nicht anfreunden. Menschenmassen passen nicht zu meiner Unternehmung, die ich "Walkabout" nannte. Einer richtungsweisenden Aktion an einem Umbruchsmoment in meinem Leben. Mein "Wildes Campieren" in "Biwakieren" umzubenennen, denn das ist gestattet, beruhigt mein schlechtes Gewissen dem Gesetzgeber gegenüber.

Die erste Etappe verlief bei traumhaftem Hochsommerwetter reibungslos, abgesehen von ein paar versprengten Regentropfen, die mich am Morgen irritierten und anfänglich Zweifel an der Wettervorhersage aufkommen ließen, die Über-Drüber-Sommer prophezeiht hatte. Meine Kondition passt. Ich fühle mich fit, trotz der 18 km und 800 Höhenmetern in den Beinen. Die mitgeschleppte 18 kg-Ausrüstung ist stimmig und funktional. Ich scheine an alles gedacht zu haben. Nichts fehlt mir. Der Inhalt meines schlanken 40-Liter-Rucksacks sichert mein komplettes Überleben. Verblüffend, wie wenig "Mann" eigentlich braucht. Das Lampenfieber der letzten Tage legte sich nach den ersten 10.000 Schritten. Noch befinde ich mich in vertrautem Gelände, das ich von vielen Bergtouren her kennen. Mein neues Zelt darf im Starkregen des abendlichen Sommergewitters seine Wasserdichtigkeit beweisen. 5.000 mm Wassersäule halten mich trocken. Ich koche in der Apsis China-Nudeln auf meinem selbstgebauten Spirituskocher und beobachte die Elemente, die um mich herum toben. Sturzbäche donnern aus dem Nirgendwo die steilen Talflanken hinab. Ich fühle mich als Teil der Natur und ruhe einigermaßen in mir selbst. Wäre nicht mein Geist, denn der denkt schon an die morgige Etappe und stört die Idylle und meinen Bergfrieden. Die luftige Überschreitung des Gatterls, der Grenze zwischen Bayern in Deutschland und Tirol in Österreich, macht mir Sorgen. Denn ich bin weder schwindelfrei noch klettertauglich.

Gratis Downloadlink:

 DIY-Bauanleitung für (m)einen Miniatur-Spirituskocher mit Topfauflage.

 Mein Zelt

Euer Andy

#reintal #gatterl

Bärlauchsalz

Bärlauch, Bärlauchsalz   Salvete, Naturfreunde!   Der Frühling ist meteorologisch gesehen in diesem Jahr noch nicht angekommen. Schnee liegt...